Parallel zu dieser "Besserung" der Wikinger sieht die (ausschliesslich kirchliche) Geschichtsschreibung die Christianisierung der Wikinger, die bis etwa 1150 n.Chr. abgeschlossen ist. Vermutlich trug also nach dieser Meinung die Christianisierung dazu bei, aus den Piraten und Heiden mit der Zeit Kaufleute und Politiker zu machen, die auch die Kirche als Menschen akzeptieren konnte. Sicher ist allerdings nur das plötzliche "Aussterben" der Wikinger (d.h. ihr plötzliches Verschwinden aus der Geschichtsschreibung)
Statt dem Begriff Wikinger werden sie auch Nordmänner, Wäräger, oder einfach nur Piraten genannt, je nachdem, wo man nachschaut.
Es handelt sich bei "Wikinger" um eine von der Kirche geprägten Ausdruck, der anlässlich des Überfalls auf das Kloster Lindisfarne (England) erstmalig (ca 800 n.Chr) verwendet wurde.
Neu ist ausser dem Namen, dass die jetzt als Wikinger bezeichneten offensichtlich erstmals eine Beute an Land, und nicht auf hoher See, gemacht haben.
Daraus wird oft fälschlich abgeleitet, es gebe die Wikinger ca 800 bis 1200 n. Chr als Erscheinung in der Geschichtsschreibung, vorher und nachher hätten sie demnach nicht existiert.
Wie gesagt, nur die Bezeichnung war neu.
In den Jahrhunderten vorher haben sich die Britannier wie auch die Römer, die Britannien zu ihrer äussersten Provinz gemacht hatten, ständig über die Seeräuber beschwert, die den Seeweg rund um die Insel unsicher machten. Auch von den Franken sind solche Beschwerden bekannt. Und auch nach 1200 reissen diese Beschwerden nicht ab, selbst die Hanse kämpfte (erfolglos) gegen diese Piraten aus dem Norden.
Die Geschichtsschreibung möchte uns glauben machen, das seien andere "Piraten" gewesen, die beim Auftauchen der Wikinger plötzlich rückstandsfrei verdunstet sind. Wer diese Piraten vorher waren, wird nicht beantwortet. Wie glaubhaft ist das ?
Und es wird der Eindruck erweckt, es handle sich bei den Wikingern um eine homogene Volksgruppe, was sicher nicht der Fall war. Sie waren echt "Multi-Kulti".
Die Berichterstattung über diese Wikinger stammt von ihren erklärten Erzfeinden, der Kirche, die zu diesem Zeitpunkt eng mit den Herrschenden verbunden war und auch über eigene Reichtümer verfügte. Diese Wikinger waren als heidnisches Piratenpack natürlich das ideale Feindbild für eine Kirche, die erst seit ca 350 Jahren Macht und Geld ansammelte, und dies nicht an solche Feinde verlieren wollte.
Also:
seefahrende nordische Piraten und Händler (nicht christlicher Art), erklärtes Feindbild der Kirche.
Ein Beispiel von vielen, dass dieser Überfall auf das Koster Lindisfarne (am 8 Juni 793) nur die Bezeichnung, nicht aber die Wikinger entstehen liess, findet ihr auch in dem Bericht in der Historica Francorum, die über den Wikingerüberfall (Dänen) auf Gallien berichtet, der aber mit dem Jahr 517 n.Chr. datiert ist