Logo von Mastermyr fahrende Handwerker in der Tradition der Wikinger

Pragmatisch

Macht Euch mal den Spass, und lasst jemand den Runenstein auf Unstimmigkeit untersuchent, ohne vorher die Erklärung zu lesen. Oder probiert es gleich selber.

Ibn Fadlan aus Bagdad besuchte 922 n.Chr. die Rusen, sein Bericht wird 1923 in Mashad (Iran) entdeckt. Er reiste mit ca 3000 Kamelen und 5000 Personen im Auftrag des Kalifen bis an die Wolga, lernte dort u.a. die Wärägischen Rusen kennen (Wikinger an der Wolga, ein Handelsstützpunkt, die Anfänge Ruslands). Auf die Einladung hin besuchte ein arabischer Händler (Ibrahim ibn Ahmed At-Tartûsch) 945 Haitabu, das Zentrum des Wikingerhandels. Eine der wenigen Quellen für Beschreibungen von Dritten, also nicht der Kirche, und sie sind sehr aufschlussreich. Ein Detail führte dann zu einer archäologischen Sensation: Der Kaufmann wundert sich in seinem Bericht über eine Gussform, die neben Thors Hammer auch noch das christliche Kreuz enthielt (siehe Bild links). So viel Pragmatismus hätte er bei der Herstellung religiöser Symbole nicht erwartet. Bei Ausgrabungen in Haitabu fand man später genau diese beschriebene Gussform, die Geschichte war durch den Fund belegt. Der Traum jedes Archäologen. Na ja, und praktisch ist es sowieso, oder?

Kopf Ja und die zweite Geschichte reicht bis in die Jetztzeit:

Da gab es einen Harald Blauzahn (nachdem wirklich Bluetooth benannt ist), und der hatte seine Gründe, warum er ca 950 n.Chr offiziel mit dem Christentum liebäugelte. Er erkannte die Deutsche Hoheit an, heiratete (unter anderen eine deutsche (Mistiwoi) und bekam dafür profitable Handelsmöglichkeiten eingeräumt. 10 Jahre später liess er sich am POPO-Stein (der Abgesandte der Kirche hiess wirklich POPO) taufen, nicht ohne vorher noch schnell versucht zu haben, gegen das römische Reich (Otto,der Erste) vorzugehen, erfolglos. Dann erschien ihm das Arrangement mit den Deutschen lohnender, Popo hin oder her, er konnte das Staatsgebiet mit deutscher Duldung deutlich bis ins Herzogtum Schleswig ausweiten. Durch weitere Bündnisse (+Todesfälle) und politische Seitenwechsel wurde er auch noch König von Norwegen. 974- 983 erneut Aufstand gegen Kaiser Otto (jetzt der 2te) und Unterstützung des Slaven-Aufstandes, also wirklich ein bewegtes Leben, würde ich sagen, aber: Sein Sohn wollte Wikinger bleiben und stritt sich mit seinem Vater über Christentum / Wikingertum. Dieser Streit wurde sogar zur See ausgetragen, ohne sichtbares Ergebnis, ausser: Bei der Landung "verirrte" sich ein Pfeil und setzte dem Leben des Blauzahn ein Ende. Schade eigentlich.

Da war schon einiger Pragmatismus enthalten, aber am schönsten finde ich den Gedenkstein (siehe rechts), den er für seine Eltern (Papa Gorm, Mama Thyra) herstellen liess: Runenbeschriftet, mit den traditionellen Formen der Wikinger, mit den typischen "untereinander - übereinander" (auch Bänderflechtwerk hab ich schon mal gehört), also ein wunderschönes Exemplar eines typischen Runensteins - wäre da nicht ganz unauffällig ein Jesus am Kreuz eingearbeitet! Dieser Stein gehört mit vollem Recht zum Weltkulturerbe

Habt Ihr bemerkt, was an diesem Stein "unwikingerisch" ist?

das wird noch fortgesetzt

Maz